Handling/Medical Training

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  • Macht ihr mit euren Wellis (oder auch anderen Vögeln) sogenanntes Medical Training, also das Einüben von Kommandos und Verhaltensweisen, die beim TA-Besuch bzw. im Krankheitsfall hilfreich sind?


    Darunter fallen z.B.:

    • Gewöhnung an das Greifen mit der Hand
    • der freiwillige Gang in den (Transport-)Käfig
    • das Betreten der Waage zur Gewichtskontrolle
    • das Nehmen von Flüssigkeiten, weichem Futter, Medikamenten etc. von einem Löffel oder aus einer Spritze


    Falls ja/nein - warum/warum nicht?


    Welche Erfahrungen habt ihr bereits machen können?
    Welche Übungen haltet ihr für besonders sinnvoll oder für unnötig/kontraproduktiv?
    Welche Methoden wendet ihr an (z.B. Clickertraining)?
    Habt ihr bereits Erfolge erzielen können?

  • Ja, mach(t)e ich. Aktuell ist das sehr in den Hintergrund getreten, weil ich seit ca. einem Jahr sehr belastet bin mit Krankheiten in der Familie.


    Was wir geübt haben:
    Transportbox - dazu gibt es ein Anfangsvideo, -
    Vogel anfassen/ kraulen, greifen (dauerte über ein Jahr bei täglichem Üben und ging los mit "Vogel nähert sich aktiv meiner Hand und berührt sie" über "Vogel lässt zu, dass ich ihn berühre und er passiv sitzen bleibt", bis "ich darf ihn länger berühren" - "an verschiedenen Körperstellen". Das Ganze lief auch parallel über Übungen zum Köpfchenkraulen, was Fiete sehr lange gar nicht toll fand und nur für die Hirse ertragen hat. Später kam dann "ich bewege meine Hand um den Vogel" - "ich halte meine Hand um den Vogel" - "ich greife ihn kurz und vorischtig". Zwei konnte ich auch hochnehmen, bei den anderen habe ich nicht weitergeübt. War für mich aber eine SEHR gute Übung, weil ich danach die Vögel fangen konnte, vorher hatte ich panische Angst davor, sie dabei zu verletzen. Also wörtlich panische Angst mit Schweißausbrüchen und Zittern.
    - Vogel geht auf die Waage (Küchenwaage geht, Vogelwaage ist ggf. einfacher, aber teuerer - Vogel wird mit Targetstick auf die Waage gelockt),
    Vogel trinkt aus der Spritze. Das habe ich in der Not Twitch innerhalb von drei Tagen mit BirdBeneBac-Tube beigebracht. Annäherung wie beim Targetstick, immer clicken, wenn er zulässt, dass die Tube näher kommt, hinschaut, hingeht. Es lief dann so, dass er hinging, eine winzige Schnabelspitze voll nahm, sich schüttelte und weglief, die Belohnung abholte und wieder hinlief. Ein Schnabel voll waren dann mindestens 10 dieser Durchgänge - aber es ging, ohne den Vogel zu fangen!
    - Füße anfassen. Mache ich, wenn der Vogel auf der Hand sitzt. Ganz kurz anfassen, belohnen, länger anfassen. Füßchen geben lasse (bekannte Übung) - mal kurz festhalten, belohnen. Klappt ganz gut, aber ich habe noch keinen Verband etc. angenähert.
    Einmal, vor "Clickerzeiten", wurde ein Vogel beim Transport verletzt und riss sich die Kralle auf. Ich hatte natürlich zu viel Angst, dem irgendwie nahe zu kommen, von wegen völlige Panik beim Vogel etc. Ein Nachbar hat dann mit einem Stück Taschentuch dem Vogel die Kralle abgetupft, was der mit Augenschließen quittierte, also wohl ganz gut fand. Also bei einigen scheint im Notfall Handling möglich.


    Cockatoo hat in seinem Thread Cockatoods Luftraumbewohner ein beeindruckendes Video von Wellensittichen, die ganz entspannt für Hirse in Transportboxen gehen und auch problemlos zulassen, dass der Deckel geschlossen wird (meine bekommen leider oft Panik in der Box oder beim Transport - ich müsste diese Übung mal wieder täglich machen und so weit ausbauen, dass ich sie in der Box um den Block tragen kann, ohne dass sie Angst bekommen - was vemutlich erst mal wieder ein Jahr dauern würde).


    Was auch wichtig sein könnte (k.A., ob es funktioniert), sind Entspannugnsübungen. Meine können Flügelheben. Ich habe das unter anderem mal auf Kommando gesetzt, indem sich meine angewinkelten Arme hob. Das mache ich beim TA immer, wenn der TA nicht im Raum ist. Genauso wie "Schnabelknirschen" (Zähne aufeinander reiben mit schiefgelegtem Kopf), in der Hoffnung, dass sie sich etwas entspannen. :rolleyes:


    Meine Erfolge waren aber in der Praxis mäßig. Mein zu Hause coolster, entspanntester und mutigster Vogel, Keisha-May, war ein paar Tage beim Arzt zur Antibiotikabeandlung (täglich Gefangenwerden).Ich brachte dann nach einem Tag ihren "Partner" Finn (das war eine schwieriger Entscheidung, weil sie eigentlich keinen Partner hatte und die Männchen eher zusammen waren). Der "coole" Vogel lag wortwörtlich auf dem Boden der Transportbox und klapperte nach Luft schnappend mit dem Schnabel, beruhigte sich aber einigeramaßen, als er mich sah (kein Eigenlob, aber auch keine Hilfe, denn er musste ja beim Arzt behandelt werden).


    Mein Tipp:
    Clickertraining anfangen.
    Lehrplan erstellen: Welche medizinischen Übungen möchte ich machen?
    Überlegen, in welcher Reihenfolge (Dringlichkeit oder Übungen, die aufeinander aufbauen).
    Täglich langsam üben.
    Immer mal wieder auch unter Ablenkung üben - wenn der Fernseher an ist, jemand im Zimmer etwas anderes macht, laute Geräusche drauißen sind etc. So lernt der Vogel - bei langsamer Steigerung - die Übung auch in Stress-Situationen zu machen.
    Auch regelmäßiges Rückflugtraining von allen möglichen Positionen aus allen möglichen Situationen heraus. So kommt er evtl., wenn er sich irgendwo verletzt hat oder beim TA mal ausbüchst.
    Vogel in der Transportbox durch das Gitter aus der Spritze trinken lassen. Meine hatten beim TA oft Wasserverlust, in einem Fall führte das zu Verstopfung für einen halben Tag. Alternativ Gurke-Essen in der Box aktiv belohnen.


    LG von
    Frederica

  • Ich würde das mit meinen beiden eigentlich auch ganz gerne üben. Allerdings haben beide schon einen Arztbesuch mit stationärem Aufenthalt hinter sich. Das hat den beiden erstmal gereicht.

  • Fang einfach langsam an. Stelle die Transportbox weit weg und übe mit dem Targetstick. Wenn sie dem gut folgen, lotse sie immer mal wieder in Richtung Box, nicht direkt zur Box, nur in deren Richtung. Belohne Blicke zur Box. Belohne spontanes Sitzen in der Nähe der Box. Lasse eine Kolbenhirse zur freien Verfügung in der Box liegen. Da werden sie nicht sofort dran gehen, aber die sehen sie. Nach und nach, lotse sie immer näher zur Box, aber so, dass sie noch entspannt sind. Gib dir mehrere Monate, bis sie freiwillig in die Box gehen, und wenn sie das machen, lasse sie immer wieder da rein gehen, lege Leckerli rein, lasse sie auf der Box sitzen als Trainings-/ Startplatz etc.
    Und dann, wenn sie längere Zeit entspannt in der Box sitzen, hebe mal die Tür kurz an, belohne, wenn das gut klappt, hebe die Tür länger an, später schließe sie kurz. Und dann übe so lange, bis die Vögel entspannt in der Box sitzen können, auch wenn die Tür geschlossen ist. Bei mir hat das nie geklappt, weil ich im vermuteten Krankheitsfall immer selbst so nervös war, dass ich den Vogel nicht ruhig hätte in die Box lotsen können.
    Wenn sie auf deine Hand kommen, bewege mal die anderen Finger. Lassen sie das zu, kommen mit den Fingern dem Fuß nahe. Mache das so lange, bis du einen Finger direkt über den Fuß halten kannst. Berühre ihn dann kurz. Übe das immer wieder. (Meine zogen dann reflexartig die Zehe hoch :P ). Verlängere die Berührung, wenn das Anfassen schon gut klappt. Später übe die Annäherung von Verbandszeug, wenn das gut klappt, berühre mit einem Stück davon kurz den Vogelfuß und mache wie beim Fuß-Anfassen weiter, bis du den Fuß kurz verbinden kannst.


    Übe Spritze berühren/ aus der Spritze trinken wie "Targetstick berühren". Mache das einfach jeden Tag, bis sie daraus Wasser trinken und dann gib ihnen jeden Tag einen Tropfen irgendeiner Flüssigkeit - Wasser, Gemüsesaft, Obstsaft, "Kräuterpesto", Jodwasser (schmeckt nicht, daher gute Vorbereitung auf Medizin - Jodwasser = 100 ml Wasser mit 1 bis 2 Tropfen Lugolscher Lösung) usw.
    Mache dir eine Liste an Übungen und dann gehe diese einfach entspannt an.
    Es muss im Notfall nicht alles sitzen, aber je mehr Erfahrung der Vogel etwa mit "entspannt anfassen lassen" hat, desto schneller steckt er auch "kurz mal Gefangenwerden" oder "beim Tierarzt untersucht werden" weg.
    Dazu gehört auch, wenn er in die Box geht, mal in der Box rausgebracht zu werden, im Auto eine kurze Strecke zu fahren (einmal um den Block, zu Freunden) und in der Box in fremder Umgebung zu sein. Beim Üben nur solange, wie er wirklich entspannt dabei ist und natürlich mit stetigem Belohnen. So verliert er den Stress vor der Box und in fremder Umgebung und das könnte ihm beim TA zugute kommen, wenn er krank ist und jeder Stress sich negativ auf das Immunsystem auswirkt.


    Fange einfach irgendwo an. Es geht darum, dass der Vogel entspannt verschiedenes kennenlernt, nicht darum, dass es es im Notfall perfekt beherrscht.



    LG von
    Frederica

  • Ich habe auch mal mit medical trainig angefangen. Ich habe erst eine 1ml Einwegspritze (ohne Nadel natürlich) an den Targetstick befestigt und das Beissen in die Spritze per Clickertraining geübt. Als die Tiere das sicher konnten, habe ich die Spritze mit Wasser gefüllt und sie lernten zu trinken. Ich hätte dann aber noch die Ausdauer trainieren müssen und dass sie mehr als nur einen Tropfen trinken. Eigentlich ist der nächste Schritt die Spritze so hinzuhalten, dass der Vögel auch 0,05ml Wasser aufnimmt. Das habe ich noch nicht geschafft. Das Training war für mich doch körperlich sehr anstrengend, weil ich keinen geeigneten Trainingsplatz hatte und immer auf der Leiter stehend auf dem Volierendach trainieren könnte. Daher habe ich es irgendwann gelassen. Nun will ich das Training aber wieder aufnehmen, denn jetzt kann ich in die Voliere gehen und dort mit den Tieren üben.

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